Manchmal frage ich mich genauso wie Astrid, ob man solche eher profanen Gerichte wie Grünkohl mit Frikadelle bloggen sollte und ob ich dich damit nicht eher langweile.
Aber kann man mit Rezepten von früher, die einfach und mit wenigen Zutaten funktionieren, wirklich langweilen? Mit Erinnerungen, die viele an diese Gerichte haben. Und jede Oma oder Mutter hat es eh anders gekocht. Aber vielleicht hat auch deine Oma das ähnlich gekocht wie ich jetzt.
Ich war als Kind ein Topfgucker und bin es wohl heute noch. Aber das war auch fast das einzige, was ich in Omas Küche durfte, mal abgesehen von Kartoffelquetschen oder mit meiner Uroma „Budding“ rühren. Man traute mir wohl in der Küche nicht viel zu und hatte auch Angst, dass ich mich schneide oder verbrenne.
So habe ich nicht viel lernen können in Omas Küche, aber es reichte, um später aus dem Eff Eff Kartoffelpüree und auch Omas Salatsauce nachzubauen, ohne sie fragen zu müssen. Die ganzen Kohlzubereitungen aber gingen an mir vorbei und ich konnte auch in den ersten Jahren nach dem Auszug von Zuhause nicht viel Küchenpraxis diesbezüglich erwerben. Als Ausrede schiebe ich mal fleischfressende Pflanzen als Lebenspartner vor, ausserdem war ich damals kulinarisch wesentlich engstirniger als heute und zur Not konnte ich mich bei Oma zum Essen einladen und Wünsche äussern.
Das alles ist jetzt seit längerem Geschichte und es macht mir grade diesen Winter viel Spass, die Gerichte meiner Kindheit wieder zu entdecken. Mir hilft dabei das „Grosse illustrierte Kochbuch“ von Erhardt-Mathis von 1914 und natürlich eine vage Erinnerung daran, was meine Oma da anders gemacht haben könnte.
Meine Oma machte den Grünkohl mit Mettwurst, da die bei uns nicht gegessen wird, habe ich sie weggelassen. Wie meine Oma habe ich ungeschnittenen Grünkohl gekauft und mir die Mühe selbst gemacht. Dafür wurde ich mit weichem und nicht zu grobem Grünkohl belohnt, der auch noch wunderbar und fast wie bei Oma schmeckte.
- --Für den Grünkohl:
- 700 g Grünkohl, von den Stielen abgezupft und gut gewaschen
- 400 g Kartoffeln, gewürfelt
- 75 g Griebenschmalz oder anderes Schmalz
- 1 kleine Zwiebel oder grosse Schalotte
- 300 ml Rinderbrühe
- Salz
- --Für die Frikadellen:
- 500 g Hackfleisch (halb und halb)
- 1 kleine Zwiebel oder grosse Schalotte, fein gehackt
- 1 Brötchen, in Wasser eingeweicht und ausgedrückt
- 1 Ei
- 1 TL Salz
- 1 TL Senf, hier selbstgemachter Paprikasenf
- 1 TL Majoran, getrocknet
- 1 TL Paprikapulver, mild
- reichlich Pfeffer, aus der Mühle
- Rapsöl
- Butter
- Den gezupften Grünkohl in reichlich kochendem Salzwasser für 15 Minuten blanchieren, dann mit kaltem Wasser abschrecken und gut ausdrücken.
- Den ausgedrückten Kohl sehr fein hacken.
- Griebenschmalz in einem Topf erhitzen, Zwiebel darin farblos anschwitzen, Kohl zugeben, mit der Brühe ablöschen und für ca. 2 Stunden sanft zugedeckt köcheln.
- Währenddessen die Kartoffeln kochen und zum Schluss unter den Kohl stampfen, damit es ein bisschen bindet.
- Alle Zutaten für die Frikadellen ausser Butter und Öl gut verkneten, sodass eine kompakte Masse entsteht. Daraus nicht zu kleine Bällchen formen und diese flachdrücken.
- Reichlich Öl mit Butter in einer Pfanne erhitzen, die Frikadellen scharf anbraten und dann auf mittlerer Hitze für 15 Minuten fertig braten, dabei 1-2 mal wenden.
- Zum Servieren den Grünkohl in einen tiefen Teller geben, Frikadelle darauf setzen und ein bisschen Bratfett über alles geben.
feinschmeckerle says
lecker! das muss ich mir gleich mal für meine münsterländer schwiegerfamilie merken. die liiieben grünkohl über alles!
Foodina says
Da kann ich deine Schwiegerfamilie verstehen. Bei uns gab es nicht das letzte Mal Grünkohl in diesem Winter 😉
Arthurs Tochter says
Oh ja, muss man – wenn es sich um Grünkohl handelt, sogar ganz unbedingt! ❤