Eine Chance für die Steckrübe
Steckrüben? Gab’s bei uns nicht, auch wenn meine Oma sehr gutbürgerlich mit viel Kohl, Bohnen usw. kochte. Aber irgendwie hatte sie eine leichte Aversion gegen Wurzelgemüse. Anscheinend waren die Kriegserinnerungen noch zu präsent. Ich habe mir lange Jahre darüber auch keine Gedanken gemacht, so nach dem Motto „Was der Bauer nicht kennt….“
Aber dann zog ich in die Nähe eine Wochenmarkts mit breitem regionalem Angebot. Und da lagen sie dann, die Steckrüben. Neugierig gekauft, ein eher gutbürgerliches Rezept herausgesucht und dann stochernd am Tisch gesessen. Die Steckrüben waren erstmal abgehakt und mit „Ach, ne, danke!“ gelocht und abgeheftet. Gab ja genug auf dem Markt und wir litten keinen Hunger.
Da musste dann Jahre später das sehr schöne Kochbuch „Gemüse kann auch anders“ von Bettina Matthaei hier einziehen, um mir quasi Honig ums Maul zu schmieren, mit einem asiatisch angehauchten Rezept für Steckrüben zu wedeln und dann auch noch pikante Bananen. Gebraten! Angefixt überredete ich den Mann, tänzelte auf den Wochenmarkt und trug meinen Schatz nach Hause.
Gekocht und für echt lecker befunden, bestätigt mich dieses Gericht wieder in meiner Aussage, dass es kaum Zutaten gibt, die man nicht für sich auch schmackhaft zubereiten kann. Ein anderer Blickwinkel und eine andere Zubereitungsart können da Wunder wirken. Und hey, ich kann da voll mitreden als ehemalige sehr pingelige Esserin. Was habe ich meiner Familie schon alles unangerührt auf dem Tisch stehen lassen. Aber man hat auch immer seinen Stiefel weiter gekocht, ohne Variation oder auch ganz neuen Ansätzen. Als meine Mutter es irgendwann mit neuen Ansätzen versuchte, war es schon zu spät.
Wie ich dann doch meinen Speiseplan erweitern konnte, obwohl es so schien, dass ich ewig so bleiben würde? Ganz einfach – es geht mir keiner mehr mit meinen Marotten auf den Geist. Keiner versucht mehr, mir irgendetwas unterzujubeln oder kommentiert bei Tisch, dass man ja dies und das kochen wollte, aber das ginge ja wegen mir nicht. Der Mann hat mich so akzeptiert als pingelige Esserin, hat mir aber immer unverbindlich angeboten, etwas zu probieren, was ich dann auch dankbar angenommen habe.
Und so mal ganz unter uns: Wenn ich so drüber nachdenke, was meine Oma kochte und wie klein der kulinarische Horizont war, kann ich nur sagen, dass der Apfel nun mal nicht weit vom Stamm fällt. 🙂 Ich glaube, meine Grosseltern würden bei mir kaum etwas essen. Da schlage ich noch den Bogen zu dem Buch „Essen Sie nichts, was Ihre Grossmutter nicht als Essen erkannt hätte“ – ja, klar, dann gäb’s dieses Blog nicht und auch keine grosse Vielfalt auf dem Teller. Och nö!
Versteht mich nicht falsch, ich habe das Essen meiner Oma geliebt und nicht umsonst gibt es hier Gerichte, die ich Oma-Gedenkteller nenne 🙂 Aber es war halt nicht viel Abwechslung drin.
Steckrüben-Stampf mit gebratenen Kokosbananen
Genug geschwafelt, jetzt wird gekocht! Diese Steckrüben funktionieren mit asiatischen Aromen hervorragen. Der grobe Stampf ist leicht cremig, die Limette passt hervorragend und nimmt der Steckrübe ein wenig die Süsse. Koriandergrün bringt ordentlich Frische mit und sorgt mit dem Currypulver für den abschliessenden Hauch Asien. Ein bisschen Schärfe durch die Chili – wunderbar. Passt!
Die pikante Banane überrascht dann nochmal. Dass Banane so gut mit Salz, grünem Pfeffer und etwas Chili harmoniert, hätte ich nie gedacht. Du siehst mich also völlig geplättet von dieser neuen Erfahrung. (Aber morgen gibt’s dann wieder Oma zu Ehren Rosenkohl in Milchsösschen.. und Bratwurst 🙂 )
- 200 g Steckrübe, in Würfeln
- 200 g Kartoffeln, in Würfeln
- Salz
- ½ Bund Frühlingszwiebeln, in feinen Ringen (weiss und grün getrennt)
- 1 Knoblauchzehe, fein gehackt
- 1 rote Chili, in feinen Ringen
- ½ Bund Koriandergrün, gehackt
- ½ Limette, Schale und Saft davon
- 1 EL Kokosöl
- 1 TL Currypulver
- 100 ml Kokosmilch
- schwarzer Pfeffer
- 1,5 EL Kokosöl
- 2 Banenen
- Murray-River-Salz
- grüner Pfeffer, gemahlen
- 1 Spritzer Limettensaft
- Chiliflocken
- Kartoffeln und Steckrübe in kochendem Salzwasser zugedeckt ca. 20 Minuten kochen.
- Währenddessen das Frühlingszwiebelweiss in Kokosöl anschwitzen, Knoblauch und Chili zugeben und kurz mit anschwitzen. Das Koriandergrün und das Frühlingszwiebelgrün unterheben, dann mit Currypulver bestäuben. Kokosmilch zugeben und etwas köcheln lassen.
- Gemüse abgiessen, etwas ausdampfen lassen und grob stampfen. Kokosmilch-Mischung unterrühren und mit Limettenschale sowie -saft, Salz und Pfeffer abschmecken. Warm stellen.
- Für die Bananen Kokosöl in einer Pfanne erhitzen, dann die Bananen erst bei hoher Hitze, dann bei mittlerer Hitze in 5-7 Minuten goldbraun und innen weich braten. Mit Salz, Pfeffer, Limettensaft und Chiliflocken nach Gusto würzen und mit dem Stampf servieren
milchmädchen says
Obwohl es Matthaeis Buch auch in meinem Fundus gibt, ist mir dieses Rezept bisher nicht aufgefallen (obwohl ich Steckrübe durchaus mag). Bei Dir liest sich das aber so gut, dass es gerade ganz ad hoc nach oben auf die Nachkochliste gewandert ist – wird probiert, sobald ich Steckrübe in die Finger kriege!
Deine Erfahrungen mit Och-weißte-muss-nicht-Zutaten kann ich nur bestätigen: Was das richtige Rezept ausmacht! Ich esse inzwischen sogar mit Genuss Sellerie, Avocado und Fenchel – Dinge, mit denen man mich noch vor wenigen Jahren weeeit hätte jagen können!
Herzlich, Charlotte
Melli says
Hi Tina,
vielleicht sollte ich den Steckrüben auch mal eine Chance geben. Bislang gab es die bei mir nämlich noch nie. Kann man sie geschmacklich mit etwas anderem vergleichen?
LG Melli
g says
Liebe Tina,
ich habe mich im letzten halben Jahr recht häufig an indische Rezepte herangewagt und auch schon einige leckere Gerichte Deines Blogs nachgekocht (Die Beschreibungen haben jedes Mal super funktioniert, danke dafür!). Was sich mir aber noch immer nicht so richtig erschließen mag, ist die Verwendung von gemahlenen vs. ungemahlenen Gewürzen (zumal in vielen Rezepten beides gleichzeitig auftaucht) sowie die Unterscheidung zwischen dem Anbraten von Gewürzen in Öl und ohne Öl. Mir erscheint es im Moment noch recht willkürlich, dabei gibt es dazu doch bestimmte Richtlinien oder Regeln, an denen man sich orientieren kann/sollte. Ich würde mich freuen, wenn Du mir weiterhelfen würdest. Ganz herzliche Grüße!
Foodina says
Hallo,
ich will das mal versuchen in aller Kürze:
Ganze Gewürze trocken angeröstet – diese werden danach meist noch gemahlen und als Pulver weiter verwendet. Alternativ werden sie später in die Sauce gegeben.
Ganze Gewürze in Fett angeröstet – verbleiben meist im Gericht als solche und werden mitgegessen bzw. beim Essen aussortiert wie z.B. Zimtstangen.
Gemahlene Gewürze trocken angeröstet – funktionier nicht, weil sie viel schnell verbrennen
Gemahlene Gewürze in Fett angeröstet – ist selten, wird aber gemacht.
Ansonsten gibt man ganze Gewürze auch so in die Sauce, wenn man sie ohne Röstung verwenden will. Wird öfters bei Kardamom, aber auch bei Zimt gemacht.
Das ganz grob dazu. Sicher hat jede/r kochende Inder/in da so seine eigenen Vorlieben, sicher auch abhängig vom Gericht. So habe ich mir das auch angewöhnt und denke meist nicht mehr viel darüber nach, wenn ich selbst Rezepte entwickle. Es geht einem mit der Zeit in Fleisch und Blut über.
Danke, dass du nachgefragt hast, so konnte ich mein eigenes Tun nochmal überdenken. Stichwort Betriebsblindheit 🙂
Ich hoffe, ich konnte dir weiterhelfen! Ansonsten keine Scheu nochmal nachzufragen. 🙂