Wie ich meinen Lieblingsinder fand…
Neue Sportsachen wurden gebraucht. Daher fuhren der Mann und ich an einem schönen Samstagmittag in die benachbarte, große Stadt. Was eigentlich schon an Irrsinn oder vielleicht auch Starsinn grenzt, denn Düsseldorf an einem Samstag ist voller Shoppingopfer, von den komisch gekleideten Gestalten mit Bauchläden und Bierfahne, die vor der Hochzeit noch mal richtig auf den Pudding hauen wollen, mal ganz zu schweigen.
Aber ich bin ein Shoppingopfer anderer Art – ich hasse es! Du kannst mich Stunden in einem Asialaden parken, aber wehe ich muss Klamotten kaufen. Und diese nach Marken sortierten Abteilungen in großen Kaufhäusern tun da ihr Übriges zu. Aber OK, die Sportabteilung im großen Kaufhaus ist nahezu überschaubar. Also ab ins Auto, durch die nördlicheren Düsseldorfer Vororte in die gut gefüllte City und direkt das Parkhaus des *hust* Einkaufsparadieses angesteuert. Der Plan war, mal eben nach einer Hose für den Mann zu schauen, dann rüber in die Sportabteilung und auch noch irgendwo was essen. Ich muss nicht erwähnen, dass der Mann für eine Hose zu meinem Leidwesen wesentlich mehr Zeit benötigt als mir lieb ist?
Reichlich genervt stiefelten wir also nach dem Hosenkauf durch das Untergeschoss des großen Kaufhauses vorbei am Foodcourt und dem kleinen Feinkostmarkt hinüber zur Sportartikelabteilung auf der anderen Straßenseite. Aber was war das? Ein kleiner Imbiss, der irgendetwas mit Asia im Namen warb und es duftete recht ansprechend. Mal kurz in die Auslage geguckt und dann doch ein bisschen enttäuscht weitergegangen. Da lag ein Hähnchencurry in einer Schale, das so allgemeinkompatibel wirkte, dass es mich nicht gewundert hätte, wenn sie zum Verfeinern noch Dosenananas hineingeworfen hätten. Den Rest der Auslage habe ich leider mit den Jahren verdrängt, denn es sollte anders kommen.
Meine Sportklamotten hatte ich wie erwartet schnell ergattert und auf dem Rückweg musste ich mir diesen Asia-Imbiss doch mal genauer anschauen. Hinter der Theke standen zwei Inder, ein Mann und eine Frau. Meine Nase erschnupperte indisches Essen, einen Hauch Ingwer, ein bisschen Curcuma, Kreuzkümmel und über allem der Duft von aromatischem Chilipulver. Und beim Blick auf die laminierte Speisekarte auf der Theke waren weitere Essenspläne überflüssig geworden. Butter Chicken, Aloo Gobi, Keema Matar und so einiges mehr waren auf der übersichtlichen Karte versammelt und forderten mich auf, mich an die Theke zu setzen und am besten direkt alle Lieblinge auf einmal zu bestellen.
…und wie er zum Auslöser für meinen ultimativen Guide für indische Currys wurde
Wir bestellten also zwei Gerichte. Fragt mich nicht, was es war. Ich kann nur noch sagen, WIE es war 🙂
Der Koch stellte sich an die alten schrabbeligen Kochplatten und warf ein paar Zutaten in Pfannen, griff mit den Fingern in die paar offenen Gewürzpöttchen, die neben dem Herd stehen, und warf mit viel Erfahrung und irgendwie doch Pi mal Daumen die Gewürze in die Pfannen mit unseren schon köstlich duftenden Currys. Hier einen Schuss pürierte Tomaten, da einen Löffel Sahne, das vorgegarte Fleisch dazu und fertig war die Überraschung des Tages.
Vor uns standen die besten und vor allen Dingen authentischsten Currys, die man in Düsseldorf finden kann, wahrscheinlich genauso wie in indischen Dhabas oder Hotels (so nennt man dort kleine Gaststätten) gekocht. Dazu bunter Reis und Naan, letzteres leider nur kurz in der Mikrowelle erhitzt, weil es die Gegebenheiten im Untergeschoss des Kaufhauses nicht möglich machen, einen Tandoor aufzustellen.
Seitdem waren wir viele Male dort und haben viele Gerichte ausprobiert, den Köchen neugierig auf die Finger geguckt und uns mit ihnen über indisches Essen unterhalten. Sowohl der Mann als auch die Frau dort kochen und es ist sehr unterschiedlich, was dabei herauskommt. Beispielweise ein Aloo Gobi, Kartoffeln mit Blumenkohl, bereitet der eine eher mit viel Sauce zu, der andere kocht es eher trockener. Es schmeckt immer göttlich und wir sind immer sehr angetan, wenn wir den beiden beim Werkeln zuschauen können.
Und was will sie uns damit jetzt sagen? 🙂
Meine Erkenntnis nach vielen Besuchen in dem kleinen indischen Imbiss ist ganz einfach: man kann sehr einfach indische Currys kochen, wenn man die Grundregeln kennt. Dann ist kaum ein anderes Gericht so wandelbar, so vielfältig und so leicht auf persönliche Bedürfnisse und Gegebenheiten zu adaptieren wie ein indisches Curry.
Foodinas ultimativer Guide zu indischen Currys ist tatsächlich in mir gewachsen; jedes Mal, wenn wir da an der Theke saßen, ein bisschen mehr. Und jedes Mal habe ich mir ein Fitzelchen abgeguckt und meine Currys abgerundet. Auch fließt diese Erfahrung ein in die Rezepte, die ich aus Kochbüchern nachkoche und hier veröffentliche.
Und so waren diese zwei liebenswerten Inder Auslöser nicht nur für meine ultimative Anleitung, sondern auch für meine ganz persönliche Weiterentwicklung in der indischen Küche.
Falls du mal in Düsseldorf bist, tagsüber und an einem Werktag, dann würde ich mich freuen, wenn du meinen Lieblingsinder besuchst und ihm auf die Finger schaust, während die Düfte indischer Gewürze um deine Nase schwirren und du dein Naan in die leckere Sauce tauchst. Und dann denkst du an mich und meinen Curry-Guide! 🙂
Asia Point
im Untergeschoss vom Karstadt
Schadowstrasse 93
40212 Düsseldorf
Keine Homepage, aber tolle Tripadvisor-Bewertungen und mehr Fotos, auch von der Speisekarte