Manchmal braucht’s einen Arschtritt, manchmal aber auch einfach eine Zeit der (Zwangs-)Ruhe. Letzteres war bei mir der Fall in den letzten zwei Wochen. Lag ich doch darnieder mit einer fiesen und penetranten Nasennebenhöhlenentzündung und hatte viel Zeit zum Nachdenken. So auch über dieses kleine Blog, das ich in den letzten Monaten sträflichst vernachlässige. Ich bitte um Verzeihung, aber oft ist es besser, nichts zu schreiben, als irgendetwas ungares oder Rumgemoser. Ideen und Angefangenes gibt’s genug, es hapert an der Umsetzung und den richtigen Worten, die nicht so aus den Fingern fließen wollen.
Aber eine Idee, über die ich in den letzten Wochen gegrübelt habe, will ich jetzt umsetzen – dieses Blog soll wieder mehr Tagebuch werden. Ich bin sehr social-media-müde, das habe ich während der meiner Fastenzeit vor Weihnachten und auch jetzt sehr deutlich gespürt. Denn wie in der Zeit zwischen St. Martin und Weihnachten merke ich jetzt auch, dass mir nicht fehlt, wenn ich nicht ständig den Tab mit Facebook im Blick habe. Bei Instagram und Twitter war ich ewig nicht mehr. Mit letzterem bin ich eh nie warm geworden. Bei Instagram nervt mich der Perfektionswahn und Facebook, naja, das wissen viele von euch wahrscheinlich selbst, dass das nicht mehr et Jelbe von et Ei is. Immer mehr verpfuschte Algorithmen und dass ich denen meine Daten und meine Bilder gebe, mein Leben mehr oder minder mit diesen grossen Konzernen teile. Ich hab da immer weniger Lust drauf und möchte das lieber mit euch hier in meiner „Heimat im Internet“ teilen. Auch wenn das bedeutet, dass ihr auch mal schlechtere Handyfotos zu sehen bekommt, aber hey – ein Hochglanzblog ist das hier eh nicht und wird es wohl auch nie werden (hoffe ich!)
Daher versuche ich mich noch mal an einem Wochenrückblick. Ob es mir tatsächlich auf Dauer gelingt, steht in den Sternen. Aber schaun mer mal! 🙂
Samstag – KW 10
Ich hatte wieder Freunde zum gemeinsamen Kochen und Genießen geladen. Auf dem Plan stand altrömische Küche. Diese besondere Küche wollten der Mann und ich schon lange unseren Freunden zeigen, denn Weinraute, Garum (die Fischsauce der alten Römer) und vieles andere ist noch unüblicher als vieles andere, was ich hier vorstelle. Am Samstag war es endlich soweit und das kochten wir:
Moretum – ein Käsepaste mit Weinraute, Knoblauch und Kräutern
Meine liebe B. hatte Mostbrot und Mostbrötchen nach altrömischem Rezept gebacken. Das Brot mit Traubenmost und ohne Hefe bekam sehr schnell den Namen Lembas, Elbenbrot, von uns verpasst, weil es so sättigend und ergiebig war. Die Mostbrötchen waren mit Hefe und sie hatte einen Teil des Mosts durch Traubensaft ersetzt. Gut, dass beide Varianten Liebhaber fanden.
Eier mit einer Sauce aus gemahlenen Pinienkernen, Essig, Honig, Fischsauce und Gewürzen
Lukanische Würstchen als Frikadellchen, das mit der Wurstpelle und optionalem Räuchern haben wir uns gespart. Ein Knaller mit Schweinehack, Weinraute, weiteren Kräutern, Gewürzen, Pinienkernen und der nahezu unvermeidlichen Fischsauce.
Der Hauptgang – Numidisches Huhn (zerteilt, geschmort mit einer Sauce aus Schalotten, Knoblauch, Datteln, Pinienkernen, Weinraute, Honig, Essig, Fischsauce und Gewürzen. Die Sauce erinnert an gute Sauerbratensauce gepaart mit asiatischer Süß-Sauer.Sauce), Erbsen in Eiersauce und Möhren mit Sardellensauce
Das geplante Dessert – Birnenauflauf – sparten wir uns wegen akuter Fressnarkose. 🙂
Dazu tranken wir einen Verdicchio von alten Rebstöcken aus den Marken. Diese Rebsorte kannten schon die Etrusker. Und hinten drauf reichten wir einen selbst mit Weinraute angesetzten Grappa.
Die Rezepte werden nicht gebloggt, aber ich kann dir die Quelle nennen oder dir ein PDF mit dem jeweiligen Rezept schicken!
Sonntag
Der Mann verspürte Steakhunger, also fanden wir uns in einem Lokal am Platz ein und genossen unfotografiertes Hüftsteak mit Backkartoffel.
Montag und Dienstag
Resteküche – wir verheirateten die Möhren mit den Erbsen und der Mann probierte die Sauce vom Numidischen Huhn zu Duroc-Rücken. Am Dienstag das ganze noch mal mit einer Hähnchenkeule. Ich vegetarisierte beide Tage vor mich hin.
Mittwoch und Donnerstag
Wir kochen in letzter Zeit gerne Blogrezepte nach, so gab es Aloo Gobi, ein Curry mit Blumenkohl und Kartoffeln.
Da uns regelmäßig ein ganzer Kopf Blumenkohl zu viel ist, machte ich mir einen schnellen Blumenkohlsalat für zwei Mittagessen und hatte einen schönen Ballaststoff- und Blumenkohl-Overkill. 🙂 Ich bin gerade knallverliebt in diesen Salat und muss ihn dringend nächste Woche erneut zubereiten.
Freitag
Wir waren beim Thai, weil es uns nach „chön charf“ gelüstete. Außerdem wollten wir mal schauen, ob er denn noch gut ist. Leider lässt uns der Besuch etwas zwiespältig zurück.
Der Service war deutsch und absolut ungelernt. Ergo kam keine vernünftige (in unseren Augen) zustande. Der Mann bestellte Laab Moo und ich Gaeng Kiau Wan Gai. Verstand der gute Mann nicht, er wollte die Nummer aus der Karte haben. *seufz*
Welche Schärfestufe wir denn haben wollten? Wir sagten ihm, dass wir es gerne original haben möchten, so wie man es in Thailand für Einheimische kocht. Er notierte daraufhin Schärfestufe 6.
Was dann kam, war durchaus ansprechend und lecker, aber viel zu mild für die gewählten Speisen. Aber wofür gibt’s denn Prik Nam Pla? 🙂 Außerdem bin ich sehr genervt von den Massen Paprika in meinem Curry. Damit lässt sich halt günstig Volumen schaffen. Beim nächsten Mal bestelle ich ohne das Gemüse-Gedöns.
Wir ließen zum Schluss noch den Hinweis da, sie sollten doch noch eine weitere Schärfestufe hinzufügen, die „original“ heißt. Er wollte es so weitergeben. Wir sind gespannt.
Samstag
Meine zukünftigen Schwiegereltern luden zum kulinarischen Wintersaisonabschluß. Wir aßen das letzte Mal köstliches und unfotografiertes Käsefondue.
Sonntag
Geplant ist Entenbrust (auf Wunsch eines einzelnen Mannes, mir ist die schnuppe), Rosenkohl mit Senf-Ahornsirup-Glasur und wahrscheinlich irgendwas kartoffeliges.
Was schön war:
- Sonne!
- Weinraute und Lorbeer auf der Terrasse treiben aus.
- nochmal lauwarmen Blumenkohlsalat mit türkischem Joghurt, niederländischer Mayonnaise und Ingo Hollands Salatgewürz Gartenkräuter
- vorher wie früher meine Oma den Blumenkohlstrunk schälen und vernaschen. Echte Kindheitserinnerung!
- mit den Freunden kochen, zusammensitzen, trinken, essen, quatschen
- die ersten deutschen Erdbeeren aus dem Treibhaus. Ja, ökologisch total inkorrekt, aber bei manchen Dingen kann ich mich nicht zurückhalten. Nach Monaten mit Äpfeln im Frühstücksmüsli bin ich dafür sehr empfänglich.
Gern gelesen:
- Anke Gröner über ihre gemischten Gefühle zu Twitter, das kann ich so größtenteils für mich und Facebook unterschreiben
- Ein ähnlicher Beitrag – Social-Media-Ödnis (via Herzdamengeschichten)
- Johanna Bayer von „Quark und so“ nimmt genüsslich einen FAZ-Artikel über’s Fasten auseinander
- Bas Kast hat auf Zeit online einen Artikel über gesunde Ernährung geteilt und was er für sich heraus gefunden hat – Eat this, Low Carbler! 🙂
- Und weil ich so schön in Schwung bin – wie eine Insulinresistenz entsteht
- Auch schön – auch überschüssiges Nahrungseiweiss wird von der Leber in Fettsäuren umgewandelt (quasi Satz mit x, war wohl nix, liebe nichtsportelnden Low-Carbler)
Kleiner Hinweis: Ich habe kein Problem damit, wenn andere Menschen durch Verzicht auf schnelle Kohlenhydrate abnehmen und ihr Gewicht halten können. Aber ich halte es nicht für zielführend und möchte auch nicht belehrt werden! Bestellt weiterhin beim Italiener euren Salat, dann bleibt für mich mehr Pizza 🙂
Nicht gerne gelesen:
- Weiterhin den Zuckerfrei-Hype! Der grösste Quatsch, den man sich ausdenken kann. Industriezucker durch Datteln oder noch schlimmer Agavendicksaft-Dreck zu ersetzen, ist immer noch nicht zuckerfrei! Auch wenn ihr uns das immer und immer wieder weismachen wollt. Wenn das mal die Industrie machen würde – Industriezucker (besteht aus Glukose und Fruktose) durch z.B. Datteln oder Bananen (der enthaltene Zucker besteht aus Glukose und Fruktose) zu ersetzen und dann „Zuckerfrei“ drauf zu schreiben. Den Shitstorm kann sich keiner ausdenken. Aber Blogger und Buchautoren dürfen das. Da komme ich aus dem Kopfschütteln nicht mehr raus.
- „Wie? Du isst gerade kein Fleisch? Was isst du denn????“
- Ausserdem „Wie? Du hast über 30 kg abgenommen, obwohl du Kartoffeln, Nudeln und Brot gegessen hast?“ Hier ist dein Schild!
- Bollyfood: die besten Rezepte der indischen Küche – selten so gelacht. Wie weit da Buchtitel und Inhalt auseinander gehen. Aber ein paar Inspirationen konnte ich mir mitnehmen und werde wohl das eine oder andere Gericht mal „in authentisch“ kochen. 🙂
Habt eine schöne Woche!